Ausstellungen

Real Surreal

Meisterwerke der Avantgarde-Fotografie. Das Neue Sehen 1920-1950. Sammlung Siegert

Die „neue“ Fotografie
Überlegungen zur bildlichen Evidenz (unbestreitbarer, deutlich wahrnehmbarer Tatbestand) der Fotografie sind so alt wie die Fotografie selbst. Schon im 19. Jahrhundert stritt man darüber, ob die Fotografie durch die mechanische Wiedergabe der Wirklichkeit, das Leben umfassender und gültiger darzustellen hätte als die Malerei. Nicht zuletzt durch die Unzulänglichkeiten des realen fotografischen Prozesses besann sich um 1920 eine neue Gene- ration von internationalen Fotografen, die Fotografie nicht als einfache Dokumentation des gerade gesehenen hinzunehmen, sondern ihr künstlerische Kompetenz zu verleihen. Die Künstler, Fotografen oder vielleicht beides nahmen die spezifischen, fotografischen Eigenschaften nicht als Mangel, die Wirklichkeit doch nicht 100% darzustellen zu können, sondern verwendeten und übertrieben die fotografische Eigenheiten zur „neuen“ Fotografie.

Die Fotografie, zuerst als banale, technische Möglichkeit der flächigen Wirklichkeitsreproduktion von der Kunst verunglimpft, nahm nun einen gewaltigen Sprung aus der dieser Vorurteils-Schublade. Die Fotografie besann sich auf ihre Eigenheiten als Stärken, entwickelte sich eigenständig einerseits als eigene Dar- stellungsform mit großem medialem Potenzial und andererseits als Kunstform. Man bediente sich neuartiger Ausschnitte und Per- spektiven am Bauhaus bis hin zur Fotomontage, zu technischen Experimenten wie Fotogramm und Solarisation sowie zum insze- nierten Bild im Surrealismus.

Die zunehmende Verwendung fotografischer Illustrationen in den Massenmedien und in der Werbung erhöhte die Nachfrage nach guten Fotografien und Fotografen. Sie veränderte auch die Seh- gewohnheiten des Publikums, wodurch neue Fotografien zum Ausdruck einer medial geprägten Wahrnehmung der Wirklichkeit und der Wunschwirklichkeit wurde.


Nun wurde auch in der Gesellschaft deutlich und etabliert, dass Fotografie mehr ist als nur das reine reproduzieren der Wirklichkeit.

Ralf G. Keil im Dezember 2014
nach einem Text der Internetseite des Wolfsburger Kunstmuseums


„In Zukunft wird nicht nur der Schrift-, sondern auch der Fotounkundige als Analphabet gelten“

László Moholy-Nagy um 1925

Kunstmuseum Wolfsburg
Avantgarde der Fotografie

Bildquelle: Internetseite des Wolfsburger Kunstmuseums

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